Curriculum Paartherapie
Diese SG-zertifizierte Weiterbildung ist für alle buchbar, die nach Abschluss einer Ausbildung in systemischer Beratung, systemischer Therapie, systemischer Supervision oder in systemischem Coaching eine zusätzliche Qualifikation als systemische*r Paarberater*in (SGST/SG) erwerben wollen.
Die Weiterbildung umfasst 400 WE/LE.
Detailinformationen
Die systemische Paartherapie ist ein eigenständiger therapeutischer Ansatz, der weit über eine bloße Settingsvariante der systemischen Therapie hinausgeht. Sie richtet sich gezielt an Paare, die aufgrund wiederkehrender dysfunktionaler Konflikte und Kommunikationsmuster Unterstützung suchen. Solche Muster erzeugen häufig erheblichen Leidensdruck, sind dabei jedoch erstaunlich stabil und schwer zu verändern.
Ein wesentliches Merkmal systemischer Paartherapie ist ihre klare Ausrichtung an den individuellen Anliegen, Bedürfnissen und Zielen der Ratsuchenden. Statt Paare an gesellschaftlich normativen Vorstellungen oder Idealbildern zu messen, wird konsequent auf ihre subjektiven Bedeutungen und Erzählungen Bezug genommen. Daraus folgt, dass die gemeinsame Klärung des therapeutischen Auftrags mit dem Paar zentral ist und als Ausgangspunkt für alle weiteren Interventionen dient.
Systemische Paartherapie zeichnet sich zudem durch eine hohe Kontextsensibilität aus: Sie berücksichtigt stets, dass Paare in verschiedene soziale Systeme eingebettet sind – etwa Familie, Arbeitswelt und Freundeskreis. Diese Berücksichtigung ermöglicht es, auf die Vielfalt und Dynamik moderner Beziehungskonstellationen angemessen und flexibel einzugehen.
Dabei erhebt die systemische Paartherapie nicht den Anspruch, über die alleinigen Lösungen partnerschaftlicher Schwierigkeiten zu verfügen. Vielmehr werden auch Konzepte, Metaphern und Techniken anderer therapeutischer Schulen – etwa aus der Verhaltenstherapie, der emotionsfokussierten oder psychodynamischen Therapie – integriert, sofern sie sich an die individuellen Erzählungen und Erfahrungen der Paare anschließen lassen und die therapeutische Arbeit bereichern.
Ein weiterer zentraler Grundsatz der systemischen Paartherapie ist ihre Ressourcenorientierung: Sie betrachtet Symptome nicht bloß als Hindernisse, sondern erkennt in ihnen Potenziale für Veränderung und Wachstum. Gerade Krisen bieten oft wertvolle Chancen, persönliche Entwicklungsschritte zu ermöglichen und partnerschaftliches Wachstum zu fördern – eine Haltung, die Helm Stierlin als „bezogene Individuation“ beschrieben hat.
Im Rahmen dieser Aufbauweiterbildung erwerben Teilnehmer*innen Kompetenzen, um durch gezielte Rahmengestaltung und spezifische Interventionen partnerschaftliche Entwicklungsprozesse anzustoßen und nachhaltig zu begleiten. Sie lernen, einen emotional sicheren therapeutischen Raum zu schaffen, der die Grundlage dafür bildet, dass Paare sich öffnen, emotionale Sicherheit erfahren und neue Wege des Miteinanders ausprobieren können. Affektregulation und Stabilisierung bilden hierbei die Voraussetzung, um Veränderungen möglich zu machen.
- Abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium in einer humanwissenschaftlichen Disziplin
- Berufliches Umfeld, das die Arbeit mit Paaren und die Umsetzung systemischer Ansätze ermöglicht
- Anerkannter Weiterbildungsabschluss (SG oder DGSF) in:
- Systemischer Beratung
- Systemischer Therapie
- Systemischem Coaching
- Systemischer Supervision
- Möglichkeit zur praktischen Arbeit mit Paaren während der Weiterbildung
Dauer: mindestens 1 Jahr
Gesamtumfang: 400 UE/LE
- 100 UE Theorie & Methoden
- 50 UE Supervision
- 50 UE Selbsterfahrung
- 50 LE Intervision
- 100 LE dokumentierte Praxis
- 50 LE Eigenarbeit (Literaturstudium etc.)
Die Weiterbildung vermittelt theoretisches Wissen, praktische Fertigkeiten und persönliche Reflexion in Bezug auf folgende Themen:
- Gesellschaftliche Entwicklungen des Paarseins im 21. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die Paartherapie
- Eigene therapeutische Haltung und Rolle im Paarsetting
- Auftragsklärung und Settinggestaltung – von der ersten Anfrage bis zur Abschlussphase
- Prozessgestaltung und -steuerung in hochdynamischen Situationen
- Hypothesenbildung, Mustererkennung und -unterbrechung
- Konfliktdynamiken und deren systemische Bearbeitung
- Trennungsambivalenz: Paare in der Schwebe zwischen Gehen und Bleiben verstehen und begleiten
- Begleitung von Trennungsprozessen: würdigende Gestaltung, Bilanzarbeit und Versöhnungsrituale
- Affektregulation und emotionale Sicherheit als Basis für Veränderungsprozesse
- Sexualität in der Paartherapie: Sprache, Haltung, Lustkonflikte, Grenzen
- Untreue, Außenbeziehungen und Geheimnisse: Differenzierte Betrachtung und therapeutischer Umgang
- Paarbeziehungen in vielfältigen Kontexten: kulturelle Prägungen, nichtmonogame Beziehungsformen, sexuelle Orientierung
- Einbindung der Herkunftsfamilie: Genogrammarbeit und transgenerationale Dynamiken
- Bindungstheoretische und emotionsorientierte Ansätze
- Arbeit mit Scham, Schuld und Verletzungen
- Integration körper- und erlebnisorientierter Zugänge
Nach erfolgreichem Abschluss und Nachweis aller geforderten Einheiten kann das Zertifikat Systemische Paartherapie (SGST/SG) beantragt werden.
Innerhalb der PDF-Datei wird auch auf alle benötigten Vordrucke verwiesen.
Gesamtkosten (SGST-Zertifikat): 3.410 €
Zusätzliche SG-Zertifizierungsgebühr bei Antragstellung an die SG